Die Geschichte der Pfarrei
Geschichte der Pfarrei Oberbalbach
Wann das Christentum im Balbachtal Fuß fasste, ist nicht bekannt. Mit einiger Sicherheit kann man davon ausgehen, dass auch hier der Same des christlichen Glaubens vom heiligen Kilian ausgestreut wurde. Das Dorf Oberbalbach, vielleicht schon im 8.Jahrhundert entstanden, aber erstmalig 1260 in einer Urkunde erwähnt, hatte sicher schon in den Anfangsjahren seines Bestehens eine Kirche. Eindeutig geht dies aber erst aus einem Dokument aus dem Jahre 1348 hervor. In diesem ist vermerkt, dass den Grafen von Hohenlohe die Kirchenvogtei und das Besetzungsrecht für die Geistlichen in Oberbalbach zusteht.
Ab 1550 wurde in der Grafschaft Hohenlohe nach und nach die Reformation eingeführt, somit erhielt auch das Dorf Oberbalbach einen evangelischen Pfarrer (1655). Nach wechselnden Besitzverhältnissen gehörte das Dorf ab 1596 mit den Freiherren von Zobel zu Messelhausen und dem Deutschen Orden zu Mergentheim zwei Herrschaften an, die sich zur katholischen Religion bekannten. Doch die evangelischen Herren von Rosenberg hatten noch das Ernennungsrecht des Pfarrers inne, somit blieben die Bewohner evangelisch. Mitten im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) änderte sich die Lage.
Als 1628 die Heere der evangelischen Fürsten besiegt waren, sah der Bischof Adolf von Würzburg den Zeitpunkt gekommen, eine katholische Reformation in seinem Gebiet durchzuführen. Er forderte von Albrecht Christoph von Rosenberg unter Berufung der Zugehörigkeit der beiden Dorfherren zur katholischen Religion den Einsatz eines katholischen Pfarrers in Oberbalbach. Nach eifrigem Schriftwechsel wurde Oberbalbach 1628 schließlich katholisch und dem Bistum Würzburg zugehörig.
Während der schwedischen Besatzungszeit, mussten die Leute aus Oberbalbach erneut die evangelische Religion annehmen. Als aber die Schweden 1634 besiegt wurden, erhielt das Dorf wieder die katholische Religion. 1810 fielen alle Gebiete des Dorfes dem Großherzogtum Baden zu. Heute gehört die katholische Kirchengemeinde „Sankt Georg“ zur Seelsorgeeinheit Lauda-Königshofen im Erzbistum Freiburg.
Das Kirchengebäude
In der Dorfmitte, dem Standort der Pfarrkirche St. Georg, befand sich wohl bis etwa 1600 ein See oder Sumpfgebiet. Auf diese trockengelegte Fläche baute man eine kleine Dorfkirche und umgab sie mit dem Friedhof. Sie stand also an gleicher Stelle wie die heutige, allerdings wohl um einen Meter tiefer. Der Turm war ein hölzernes Gerüst. Wann dieses Gotteshaus errichtet wurde, ist nicht nachzuweisen; doch erstmalig wurde es 1655 in einem Bittbrief erwähnt. War die kleine Kirche noch im Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschont geblieben, befand sie sich zu dieser Zeit in einem denkbar schlechten Zustand.
Notdürftig wurde das Kirchlein 1683 renoviert, doch der Verfall schritt weiter fort. 1720 war es so ruinös, dass man den Gottesdienst dort nur noch unter Lebensgefahr verrichten konnte. Als man 1723 mit dem Bau beginnen wollte, lehnte es der Grundherr Zobel zu Messelhausen ab, sich an den Kosten zu beteiligen. So musste das Vorhaben verschoben werden. Am 15. Mai 1732 fiel das Dach der Kirche zusammen. Der Ordensamtmann drängte 1734 bei der seiner Verwaltung auf den sofortigen Baubeginn. Auch der Bischof von Würzburg zeigte sich über die Entwicklung äußerst ungehalten. Ein weiteres Zögern wurde schließlich durch ein Unglück beendet.
1736 stürzte eine Wand ein und erschlug einen Mann aus der Gemeinde. Jetzt kam der Kirchenbau nach jahrelangem Tauziehen in Fluss. Der Domkapitular von Zobel aus Würzburg konnte endlich den Messelhäuser Baron von Zobel zu einer Beteiligung am Neubau überreden. Der Bauvertrag wurde mit dem Maurermeister Hans Georg Singer aus Roth und dem Zimmermeister Martin Eichinger aus Markelsheim abgeschlossen.
Die Kosten sollten sich auf gesamt 2000 Gulden belaufen. Im Jahr 1738 konnte der Grundstein zur neuen Kirche gelegt werden. Die Altäre wurden zunächst nur in rohem Holz ausgeführt. Sie standen noch Jahre in der gleichen Weise da. 1774 stiftete Freiherr von Zobel den Ertrag des Neugereutzehnten für die Fassung der Seitenaltäre. Daraufhin stellte der Deutsche Orden für den Hochaltar ebenfalls einen Beitrag zur Verfügung. Der Altar trug das vom Orden gestiftete Standbild des heiligen Georgs, des Schutzpatrons der Ritter. Die Fassung wurde nach Vorschlägen des Malers Johann Georg Gister mit Glanzgold durchgeführt.
Zobel ließ an den beiden Seitenaltären sein Wappen (roter Pferdekopf auf weißem Grund) anbringen. Als der Orden am Hochaltar das seinige (schwarzes Kreuz) verewigen wollte, ließ dies Zobel nicht zu. Ein Jahr darauf konnte aus dem Ertrag des erwähnten Zehnten die erste Kirchenorgel beschafft werden. Da der Friedhofsplatz rund um die Kirche sehr feucht war, entschloss man sich 1838 dazu, den Gottesacker außerhalb des Dorfes anzulegen. Im Jahre 1888 wurde die Kirche erweitert, indem man das Kirchenschiff nach Westen hin verlängerte. Die alten Barockaltäre hätten einer teuren Restaurierung bedurft, so wurden sie 1890 entfernt und durch neue klassizistische ersetzt. Einzig die barocke Kanzel und das Standbild des Heiligen Georg blieben vom Feuer, das Pfarrer Heilig 1892 auf der Löffelstelzer Höhe entfachen ließ, verschont. Auch die wurmstichigen Holzfiguren der vier Evangelisten an der Kanzel wurden abgenommen und blieben für Jahrzehnte unbeachtet auf dem Dachboden des Langhauses liegen.
1935/36 erfuhr das Kirchengebäude eine umfassende Renovierung. Die Schäden aus dem Kriegsjahr 1945 wurden 1951/52 beseitigt. Feierlich hatte man bereits 1950 die neuen Glocken geweiht. Eine große Umgestaltung stand ab dem Jahre 1964 an.
Zunächst mussten die feuchten Grundmauern trocken gelegt werden. 1966 erhielten die im Jahre 1910 farbig ausgemalten Wände einen einfachen weißen Anstrich. Neue Türen mit Glas-Windfang wurden eingebaut, der Boden aus Sandstein wurde durch einen aus Marmor ersetzt. Da an den fünfundsiebzig Jahre alten, kunsthistorisch wertlosen Altären eine aufwendige Restaurierung nötig gewesen wäre, wurden diese durch alte Renaissance- bzw. Barockstücke ausgetauscht. Ein neuer Zelebrationsaltar aus Marmor mit farbig angepasster Holzverkleidung wurde nach den Richtlinien des 2.Vatikanischen Konzils vom Altaraufbau abgerückt. Die vierzehn Stationen des Kreuzweges aus Terrakotta und das große Gemälde mit den Vierzehn Nothelfern wurden entfernt.
Am 29. September 1968 weihte der Bischof Karl Gnädinger den neuen Altar in einer feierlicher Zeremonie ein. 1972 wurden die Heizungsanlage und die Kirchenbänke erneuert. Ein Jahr darauf kam nach langem Ringen das endgültige Aus für die bunten Glasfenster (Stiftungen von 1910 und 1953); sie mussten dem Grundsatz „keine Farbfenster in einer Barockkirche“ weichen. 1974 wurde das Geläute elektrifiziert und 1975 eine neue Orgel ein-gebaut. 1977 war es nötig, die Außenfassade instand zu setzen.
Die letzte große Renovierungsphase begann 1992. Der Kirchturm musste saniert werden, das Dach des Kirchenschiffes bedurfte einer Isolierung, die Heizungsanlage einer Erneuerung. Mittlerweile war auch aus dem weißen Innenraum ein rußiges „dunkles Loch“ geworden.
Wieder einmal stand ein großes Gerüst in der Kirche, die Gottesdienste mussten im Pfarrsaal gefeiert werden. Zur großen Freude aller Gemeindemitglieder könnten die übertünchten Deckengemälde 1994 wieder freigelegt werden. Der Kirchenraum erhielt einen farblich abgestimmten Anstrich. Sämtliches Inventar wurde restauriert, ausgelagertes fand wieder einen Platz im Gotteshaus.
1997 wurde der Chorraum umgestaltet und neu ausgestattet. Ein neuer Zelebrationsaltar rückte näher dem Volk zu. Die feierliche Konsekration erfolgte am 28. September 1997 durch den Weihbischof Wolfgang Kirchgässner.
Die Ausstattung der Kirche
Der Mittelpunkt der Kirche ist der Tisch des Brotes, der Zelebrationsaltar aus graugrünem westfälischem Dolomit. Er wurde von dem Berliner Künstler Paul Brandenburg 1996 /97 geschaffen. Das christliche Motiv des Lebensbaumes wurde dabei plastisch aus dem Stein gearbeitet, so dass durch Blätter und Früchte das Licht scheinen kann. Hinter der Bronzeplatte auf der Vorderseite sind die Reliquien eingemauert.
Der Ambo (Lesepult) links im Chorraum scheint wie auch der Altar aus dem Boden zu wachsen. Aus dem gleichen Stein gemeißelt mit einer Buchablage aus Bronze gegossen ist der Tisch des Wortes in der Liturgie gleich bedeutend wie der Tisch des Brotes.
In der linken Wandnische hinter dem gewölbten Bronzegitter verbirgt sich der Tabernakel. Erst seit 1997 wird diese alte Nische wieder als Aufbewahrungsort für das Allerheiligste genutzt. Das Gitter, der Priestersitz, der Leuchter, das Standkreuz, das Ewige Licht und der Deckel des Taufsteines sind ebenfalls Entwürfe und Arbeiten von Paul Brandenburg.
Der Taufstein aus gelbem Sandstein rechts neben dem Hochaltar ist ein altes Inventarstück aus dem Jahre 1753. Er stand bis 1966 neben dem linken Seitenaltar. Im kunstvoll gestalteten Deckel sind die Motive des Baum mit der Schlange und des Christus am Kreuz (Lebensbaum) zu sehen. Der Hochaltar im Renaissancestil wurde 1966 von der Kirchengemeinde Herbolzheim an der Jagst erworben. Er stammt laut alter Quellen aus der Spitalkirche von Wimpfen. Das große Gemälde, die Aufnahme Mariens in den Himmel zeigend, trägt das Signum M. Eckard 1789. Der Schutzpatron der Kirche, der Heilige Georg, erhielt bei dem Einbau des Altares einen ehrenvollen Platz hoch oben in der Mitte. Die wertvolle Holzfigur, eine Stiftung des Deutschen Ordens, wird der Schule von Tilman Riemenschneider zugeschrieben.
Die beiden barocken Seitenaltäre haben die gleiche Herkunft wie der Hochaltar; sind aber ursprünglich nicht zusammengehörig. Der Marienaltar rechts trägt die lateinische Inschrift:
HAC ARAM SS BVs REO Vs SACRAM POSVIT IOAE
PHPPVs BARO ad HOHENEK TOEC in HORN
AO MDCCII
„Diesen Altar der Allerseligsten Jungfrau infolge eines Gelübdes der selben Jungfrau geheiligt errichtet für alle Zeiten Phillipus Baron zu Hoheneck, Komtur des Deutschen Ordens in Horn Anno 1702.“
Die Statue der Maria mit dem Jesuskind und Krone, Zepter und Reichsapfel wurde vom Mergentheimer Bildhauer J. Schäfer nach dem barocken Original von Peter Wagner geschaffen. Sie wurde 1960 erworben. Die Figur des Heiligen Josef auf dem Altar links wurde ebenfalls von J. Schäfer (1967) nach einem Vorbild aus der Barockzeit geschnitzt. Über der Türe zur Sakristei hängt ein 270x130 Zentimeter großes Ölgemälde von Ludwig Müller aus Amorbach, entstanden um 1850. Es stellt das Christuskind inmitten von vierzehn Heiligen, den sogenannten Vierzehn Nothelfern, dar. Fast dreißig Jahre lang galt das Bild verschollen, durch Zufall tauchte es 1994 wieder auf. Mit einer neuen Rahmung versehen durfte es bald seinen angestammten Platz im Chorraum wieder einnehmen. Das Werk eines Künstlers ist die spätbarocke Kanzel, neben dem Taufstein eines der wenigen Ausstattungsstücke, die aus dem 18. Jahrhundert erhalten blieben. Die vier Evangelisten mit ihren Attributen sitzen um den Korpus: Matthäus mit dem Engel, Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler. Der Schalldeckel wird gekrönt von einem auferstandenen Christus, der als Siegeszeichen das Kreuz in der Hand hält. Die Kanzel wurde 1967 den damals neu aufgestellten Altären farblich angepasst. Die Maria Immaculata auf dem Sockel an der rechten Seitenwand, entstanden Ende des 19. Jahrhunderts, wurde einst von den jungen Mädchen bei Prozessionen durch das Dorf getragen. Frisch restauriert blickt sie - rosenbekränzt auf der Mondsichel stehend und die Schlange zertretend - seit 1996 auf das gläubige Volk herab. Die Herz-Jesu-Figur aus Holz von 1959 fand in der Nische, in der bis 1966 ein Beichtstuhl eingebaut war, einen neuen Platz. Lange war sie auf einem Wandsockel neben der Tabernakelnische gestanden.
Das ausdrucksstarke Kruzifix auf der linken Wand im Langhaus wurde 1916 im Barockstil in Oberammergau geschnitzt; allerdings ersetzte man 1966 das Originalkreuz mit seinen kleeblattförmigen Balkenenden durch ein schlichtes, massiges Holzkreuz. Die vierzehn Kreuzwegstationen, Gemälde eines nicht bekannten Künstlers wohl im ausgehenden 19. Jahrhundert geschaffen, erwarb die Kirchengemeinde 1998 bei einem Kunsthändler, um damit die Ausstattung der Kirche vervollständigen zu können. Während der Weihnachtszeit ziert den linken Seitenaltar eine riesige Krippendarstellung. Die vielen detailgetreuen Figuren im barocken Stil und der zweistöckige Aufbau sind in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts gefertigt worden.
An der nördlichen Außenmauer neben dem Seitenausgang findet man das Denkmal für die gefallenen und vermissten Söhne des Dorfes aus den beiden großen Weltkriegen.